Bei den Kundinnen und Kunden steigt der Kosten- und Rationalisierungsdruck, zugleich wird es immer wichtiger, schonend mit endlichen Ressourcen umzugehen. Bei Weidmüller in Detmold nimmt man beide Herausforderungen sehr ernst. Für das Jahr 2023 konnte das Unternehmen einen Nachhaltigkeitspreis gewinnen.
Erfolgsgeschichten aus NRW
Weidmüller – Die doppelte Herausforderung
Die Herausforderung
Weidmüller kann man mit Fug und Recht als Traditionsunternehmen bezeichnen. Seit über 75 Jahren ist es im ostwestfälischen Detmold ansässig, die Ursprünge führen nach Chemnitz und Tschechien und damit sogar zurück bis in die 1850-er Jahre. Seit vielen Jahrzehnten steht der Firmenname für Verbindungstechnik. Mit inzwischen rund 6.000 Beschäftigten und über eine Milliarde Euro Jahresumsatz sorgt der „Hidden Champion“ aus Ostwestfalen-Lippe mittlerweile in aller Welt dafür, dass Energie, Signale und Daten ungehindert fließen können. Weidmüllers Komponenten für die Elektrifizierung, Digitalisierung und Automatisierung kommen in industriellem Maßstab zum Einsatz, etwa in Maschinen und der Fabrikautomation, im Transportwesen und in Energiespeichern, in Windenergie- und Photovoltaikanlagen.
Zwei Herausforderungen sind es dabei vor allem, mit denen es das Unternehmen aktuell zu tun hat. Die eine: hoher Kostendruck, starke Rationalisierung und ein zunehmender Fachkräftemangel auch auf Seiten der Kundinnen und Kunden, die Schaltschränke für die genannten Anwendungen bauen. Die andere: Die Verbindungen bestehen – zwangsläufig – vor allem aus Metall und Kunststoff. Weil die Ressourcen knapper werden, kommt es entscheidend darauf an, den Verbrauch zu reduzieren – bei Beibehaltung aller notwendigen Materialeigenschaften.
Volker Bibelhausen, Technologievorstand und Vorstandsprecher
“Um die Effizienz zu steigern, haben wir Verbindungstechnik im Grunde neu gedacht”
Die Innovation
„Um die Effizienz zu steigern, haben wir Verbindungstechnik im Grunde neu gedacht“, berichtet Volker Bibelhausen, Technologievorstand und Vorstandsprecher von Weidmüller. Das Unternehmen hat zum Beispiel mit der „Snap in“-Anschlusstechnik eine Lösung entwickelt, die den Einsatz von Robotern ermöglicht. Obwohl die Verbindungselemente sehr filigran sind, hat man bei Weidmüller so lange getüftelt, bis es möglich wurde, dass die Verbindungselemente auch von Roboterarmen fixiert werden können. „Somit ist beim Bau komplexer Schaltschränke weniger geschultes Personal erforderlich als früher“, erklärt Bibelhausen. Viel Forschungs- und Entwicklungsarbeit steckt das Unternehmen zudem in einen nachhaltigeren Umgang mit den benötigten Materialien. „An Kunststoff und Metall kommen wir nicht vorbei, deshalb ist es unser großes Ziel, den Verbrauch signifikant zu verringern“, betont Bibelhausen. So ist es dem Unternehmen beispielsweise gelungen, viele Produkte so zu optimieren, dass sie bei weniger Materialeinsatz gleiche Leistung bringen. Das schafft laut dem Technologievorstand spürbare Material- und damit auch CO2-Einsparungen. Außerdem bereitet Weidmüller Stanzabfälle sowie Kunststoff auf und führt diesen bei der Herstellung der Verbindungselemente dem neuen Kunststoff zu. Somit können heute bei der Klemmenherstellung bereits bis zu zwanzig Prozent sogenanntes Regranulat verwendet werden. Der Anteil soll weiter steigen. Bei der Wiederverwendung der Stanzabfälle sind es sogar 100 Prozent. Jüngst erhielt das Unternehmen für seine Nachhaltigkeitsentwicklung eine Gold-Medaille beim „EcoVadis Sustainability Rating“.
Der NRW-Effekt
Das Unternehmen ist an seinem Standort Ostwestfalen-Lippe verwurzelt. Technologievorstand und Vorstandssprecher Bibelhausen schätzt den Standort: „Wir haben hier ein sehr innovationsfreundliches und transformationsförderndes Umfeld. Kooperation wird in OWL aktiv und erfolgreich gelebt.“ Die Region habe in den vergangenen Jahren einen enormen Wandel durchlaufen – von der Holzverarbeitung zu Elektronik und Automatisierung. Es sei ein regelrechtes Cluster entstanden mit vielen innovativen mittelständischen Unternehmen, darunter gleich mehrere Weltmarktführer. Das Technologie-Netzwerk „it’s owl“ ist ein Beispiel dafür. Es umfasst inzwischen rund 200 Unternehmen, Forschungseinrichtungen und Organisationen. „Diese Ballung sorgt für jede Menge Impulse, auch in Form von Forschungsprojekten, etwa in Sachen Künstliche Intelligenz und Nachhaltigkeit“, berichtet Bibelhausen. Sein Unternehmen arbeitet beispielsweise eng mit den Hochschulen Lemgo und Paderborn zusammen sowie den dortigen Fraunhofer-Instituten. Und schätzt den Standort Ostwestfalen-Lippe, aber auch NRW als wichtige Ressource für qualifizierte Arbeitskräfte.
Diese Erfolgsgeschichte einer innovativen Transformation wurde im April 2024 veröffentlicht. Es finden im Anschluss keine Aktualisierungen bzw. Prüfungen der Angaben statt.
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