Die Oskar Lehmann GmbH & Co. KG aus Blomberg-Donop bei Lemgo hat sich auf technische Kunststoffteile spezialisiert, etwa für die Möbel- und Automobilindustrie. Dabei soll der Anteil von Rezyklaten und biobasierten Kunststoffen immer stärker steigen.
Erfolgsgeschichten aus NRW
Oskar Lehmann GmbH & Co. KG – Alternativen zum Kunststoff
Die Herausforderung
Für zahlreiche Anwendungen in Wirtschaft und Alltag ist Kunststoff die Lösung. Das Material hat wichtige Eigenschaften wie Härte und Formbarkeit, Elastizität und Bruchfestigkeit, die sich in hohem Maße variieren lassen. Doch Kunststoff sorgt auch für Probleme. Ausgangsprodukt für Kunststoff sind Kohlenstoffverbindungen aus Erdöl oder Erdgas, also aus fossilen Rohstoffen. Problematisch ist aber nicht nur der Verbrauch einer endlichen Ressource. Zudem ist die Verarbeitung energieintensiv. Und: Immense Mengen von Kunststoff werden nicht recycelt, sondern landen auf Müllhalden, in Müllverbrennungsanlagen und häufig auch direkt in der Natur – mit weiteren negativen Folgen für Umwelt und Klima. Deshalb wird schon lange an Alternativen geforscht.
Das 1961 gegründete Unternehmen Oskar Lehmann aus Ostwestfalen begann bereits 2006, sich mit der Frage zu befassen, wie sich die Produkte – etwa Kabeldurchführungen, Gleiter und Stopfen, Kappen und Abdeckungen – nachhaltiger gestalten lassen. Den Anstoß gab damals ein Kunde aus den Niederlanden, ein Händler für Büromöbelzubehör. Er regte an, auf biobasierten Kunststoff umzustellen, nämlich Kunststoff auf Basis von Kartoffelstärke. Das ließ sich dauerhaft nicht realisieren, aber der Startschuss war erfolgt.
Melanie Lehmann, Geschäftsführerin
“Immer mehr Unternehmen nehmen Nachhaltigkeit jetzt ernst.”
Die Innovation
Seitdem arbeitet das Unternehmen an biobasierten Kunststoffen und Produkten aus Recyclingmaterial. Die größte Herausforderung dabei: „Die Akzeptanz“, sagt Geschäftsführerin Melanie Lehmann. „Natürlich muss jedes unserer Standard- und Sonderprodukte die gewünschten Materialeigenschaften erfüllen.“ Dies gehe inzwischen häufig auch mit Alternativen zum petrochemischen Ausgangsprodukt oder zumindest mit biobasierten Beimischungen. Aber es dauere, bis das auch wirklich akzeptiert sei. Das Unternehmen hat sich in Projekten mit Hochschulen intensiv mit der Thematik befasst und viel Know-how aufgebaut.
Im Herbst 2023 ist es nun so weit: Es bringt die erste Kabeldurchführung auf den Markt, die nicht aus herkömmlichem Kunststoff gefertigt ist, sondern aus dem Biokunststoff „AgriPlast“ des Herstellers Biowert. Der enthält bis zu 75 Prozent schnell nachwachsende Naturfasern, nämlich Zellulose aus Gras. Den deutlich kleineren Anteil machen Thermoplaste, etwa recyceltes Polypropylen, aus. „Die Kabeldurchführung für Bürotische hat alle gewünschten Eigenschaften – von der Optik über die Flexibilität bis zur Langlebigkeit“, zählt Lehmann auf, „verursacht in der Herstellung aber viel weniger Energie- und Ressourcenverbrauch und schont damit das Klima.“ Gleichzeitig arbeitet man bei Oskar Lehmann bereits an weiteren Produkten auf Basis von Biokunststoffen. „Wir spüren in jüngster Zeit, dass die Akzeptanz steigt“, freut sich die Geschäftsführerin, „immer mehr Unternehmen nehmen Nachhaltigkeit jetzt ernst.“ Ressourcenschonung bedeutet bei Oskar Lehmann übrigens auch, dass Produkte verstärkt so gestaltet werden, dass sich einzelne Teile austauschen lassen. Zudem reduziert das Unternehmen beständig den Abfallanteil bei der Produktion. Unvermeidbarer Ausschuss wird gesammelt und aufbereitet und fließt als Rezyklat in ein eigenes Produktprogramm ein.
Der NRW-Effekt
Um Alternativen zum herkömmlichen Kunststoff zu schaffen und Produkte auf dieser Basis herzustellen, ist viel Forschungs- und Entwicklungsarbeit notwendig. „Wir sind deshalb außerordentlich froh mit unserem Standort hier in Ostwestfalen-Lippe“, berichtet Lehmann mit Blick auf die vorhandenen Kompetenzen in der Region, „hier finden sich viele interessante Partnerinnen und Partner in Sachen Kunststoff, Kreislaufwirtschaft und Digitalisierung.“ Ihr Unternehmen arbeitet zum Beispiel eng mit der Technischen Hochschule Ostwestfalen-Lippe und dem Institut für Kunststoffwirtschaft OWL zusammen. Auch mit der Hochschule Bielefeld gibt es regelmäßig Projekte und Themen, an denen gemeinsam gearbeitet wird. Zudem ist das Unternehmen Partner des Konsortiums „Lippe zirkulär“, in dem sich über 40 Akteurinnen und Akteure aus Wirtschaft, Gesellschaft, Forschung und Kommunen für nachhaltige und kreislaufwirtschaftliche Prozesse engagieren. „Hier passiert richtig viel“, lobt Lehmann den Standort. In einem Projekt mit einer örtlichen Kindertagesstätte vermittelte das Unternehmen zudem bereits kleinen Kindern Wissenswertes rund um Kunststoff, Recycling und Nachhaltigkeit.
Diese Erfolgsgeschichte einer innovativen Transformation wurde im Oktober 2023 veröffentlicht. Es finden im Anschluss keine Aktualisierungen bzw. Prüfungen der Angaben statt.
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