In Löschmitteln, Pizzakartons oder Outdoor-Bekleidung kommen sogenannte per- und polyfluorierte Chemikalien zum Einsatz. Sie belasten die Umwelt, weil sie sich nicht abbauen. Die Cornelsen Umwelttechnologie GmbH aus Essen, Trägerin des Umweltwirtschaftspreises NRW 2022, entwickelte eine Technologie, mit deren Hilfe sich diese Chemikalien rückstandsfrei aus Gewässern entfernen lassen.
Erfolgsgeschichten aus NRW
Cornelsen Umwelttechnologie GmbH – Im Einsatz für saubere Gewässer
Die Herausforderung
Vor rund 80 Jahren entwickelten Forschende sogenannte per- und polyfluorierte Chemikalien, die unter den Abkürzungen PFAS oder PFC bekannt sind. Seit den 1950er Jahren werden sie in industriellem Maßstab hergestellt. Wegen ihrer wasser-, fett- und schmutzabweisenden Eigenschaft kommen sie etwa in Outdoor-Bekleidung zum Einsatz, bei Fast-Food-Verpackungen, Imprägniersprays oder Löschmitteln. Das Problem: Sie sind äußerst persistent, bauen sich also in der Natur nicht ab, sondern reichern sich an. „Wir wurden erstmals Mitte der 2000er Jahre mit diesem Thema konfrontiert“, berichtet Dr.-Ing. Martin Cornelsen, Gründer und Geschäftsführer der Cornelsen Umwelttechnologie GmbH in Essen. Damals entdeckte man eine größere Konzentration im Rhein und konnte die Emission über die Ruhr und Möhne in den Hochsauerlandkreis zurückverfolgen. Dort waren Ackerflächen verunreinigt – offenbar waren PFAS-haltige Materialien, getarnt als „Biodünger“, in den Boden gelangt. Auch in Mittelbaden konnte 2012 PFAS in hoher Konzentration nachgewiesen werden. Es war über mit Papierschlämmen versetzten Kompost auf die Äcker gelangt. Laut Cornelsen wird inzwischen auf EU-Ebene über ein Verbot nachgedacht, gleichzeitig wird immer klarer, in welchem Ausmaß PFAS sich über die Jahrzehnte in der Umwelt und in Organismen angereichert hat und in wie vielen Produkten und Fertigungsprozessen PFAS zum Einsatz kommen.
Dr. Martin Cornelsen, Geschäftsführer
“Wir engagieren uns dort, wo es keine Lösung von der Stange gibt.”
Die Innovation
2001 gründete Cornelsen sein Unternehmen. Kernthema: Prozesse, Anlagen und Dienstleistungen zur Behandlung verunreinigter Wässer. Inzwischen ist das Team auf rund 25 Beschäftigte angewachsen, weitere 15 arbeiten in einer Tochtergesellschaft in England. „Wir engagieren uns dort, wo es keine Lösung von der Stange gibt“, umreißt der Ingenieur für Wasserwirtschaft und promovierte Verfahrenstechniker. Bei PFAS zum Beispiel gab es laut Cornelsen lange Zeit keine Lösung: „Mit herkömmlichen Reinigungstechnologien sind diese Substanzen kaum aus Gewässern und Abwässern zu entfernen.“
Damit war sein Ehrgeiz geweckt. Und so tüftelten das interdisziplinäre Team um Cornelsen und das Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik UMSICHT gemeinsam an einem Weg, wie es doch gehen könnte. Mit Erfolg: Um den Schadstoff PFAS aus der Umwelt zu eliminieren, nutzt das Essener Unternehmen eine andere, aber grüne Chemikalie, die sich biologisch selbst – also umweltneutral – abbaut. Die Moleküle der grünen Chemikalie verbinden sich dabei mit dem Schadstoff. Es entsteht quasi eine neue Substanz, allerdings nun mit verändertem Löslichkeitsverhalten. „Sie wird als Flöckchen ausgefällt und kann einfach aus dem Wasser gefiltert werden“, erläutert Cornelsen. Mit der Technologie, für die das Unternehmen das alleinige Verwendungsrecht besitzt, können PFAS aus flüssigen Medien, Grund- und Trinkwasser und sogar aus Böden befreit werden. Ganz unkompliziert – ohne komplexe Anlagentechnik. Als Sondermüll kann der Stoff dann in entsprechenden Entsorgungsanlagen bei Hochtemperatur verbrannt werden.
Der NRW-Effekt
Die Kooperation mit dem Fraunhofer-Institut UMSICHT in Oberhausen zeigt: „Wir haben hier in NRW eine großartige, dichtmaschige Hochschul- und Institutslandschaft, das ist gerade für innovative kleine und mittlere Betriebe wie wir eine wichtige Basis für Zusammenarbeit in der Forschung und Entwicklung“, lobt Cornelsen. Zudem schätzt der Unternehmer Greentech.Ruhr, Kompetenzzentrum und Vernetzungsplattform für Umwelt- und Klimaschutz mit inzwischen über 220 Partnerinnen und Partnern. Die Cornelsen Umwelttechnologie GmbH ist eine davon. Cornelsen bringt sich jedoch nicht nur dort ein, sondern engagiert sich auch als Mitglied der Vollversammlung der Industrie- und Handelskammer zu Essen. Der Impuls bei beiden Engagements ist der gleiche: „Ich trete für starke Vernetzung hier am Wirtschaftsstandort ein und dafür, dass noch viel mehr vor allem kleinere Unternehmen die vielfältigen Kooperationsmöglichkeiten kennenlernen und nutzen, die ihnen beispielsweise die Hochschulen und Forschungsinstitute bieten.“ 2022 erhielt die Cornelsen Umwelttechnologie den Umweltwirtschaftspreis NRW.
Diese Erfolgsgeschichte einer innovativen Transformation wurde im Februar 2024 veröffentlicht. Es finden im Anschluss keine Aktualisierungen bzw. Prüfungen der Angaben statt.
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