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Erfolgsgeschichten aus NRW

Illucens

Die Kraft der Fliege

Auf hochwertige, nachhaltige Futtermittelzutaten auf Insektenbasis hat sich Illucens aus Ahaus spezialisiert. Das Unternehmen setzt die Schwarze Soldatenfliege ein, um Abfall zu reduzieren und Fischmehl durch natürliche und nahrhafte Proteine zu ersetzen. Dafür gab es im Herbst 2024 den Deutschen Nachhaltigkeitspreis.

Die Herausforderung

Tiere benötigen Proteine. In herkömmlichem Tierfutter dienen Soja oder Fischmehl als Proteinquellen. Das Problem: Um den enormen Soja-Bedarf zu decken, werden weltweit nach wie vor enorme Waldflächen in Ackerfläche umgewandelt, mit erheblichen ökologischen Folgen für Böden, Pflanzen und Tiere. Mit Fischmehl ist es nicht besser: Um Fischmehl zu gewinnen, werden in erheblichem Umfang Wildfische gefangen und weiterverarbeitet, auch Aquakulturen gelten als problematisch. Doch es gibt Möglichkeiten, Soja und Fischmehl als Proteinquellen im Tierfutter zu ersetzen. Damit ließe sich der weltweite Mangel an nachhaltigen Proteinen deutlich reduzieren.

Beauftragt durch:

  • Fotos: Illucens GmbH
  • Text: Lothar Schmitz, Wirtschaftsjournalist Bonn
  • Veröffentlichung: März 2025

Dirk Wessendorf, CEO von Illucens

“Wir gewinnen aus ihnen wertvolle Proteine und Öle für Tierfutter und technische Anwendungen”

Die Innovation

Über einen Kunden seines Unternehmens Bioenergie Rhein-Ruhr wurde Bauingenieur Dirk Wessendorf vor ein paar Jahren auf ein Forschungsprojekt aufmerksam, bei dem Insekten zum Einsatz kommen, um Proteine zu gewinnen. Bioenergie Rhein-Ruhr beliefert Betreiberinnen und Betreiber von Biogas-Anlagen, darunter viele Landwirtschaftsbetriebe, mit Gärsubstraten aus pflanzlichen Nebenprodukten der Futter- und Lebensmittelindustrie. Wessendorf begann, sich näher mit der Thematik zu befassen und stieß auf die Schwarze Soldatenfliege. Mit seinem eigens gegründeten Unternehmen Illucens entwickelte er eine Anlage zur Aufzucht von Larven dieser Fliegenart. Sie werden mit Futtermitteln oder Reststoffen aus der Lebensmittelindustrie gemästet. „Möglich wären auch Kantinenabfälle und andere Stoffe“, erklärt Wessendorf, „das ist aber leider noch nicht zugelassen.“ In nur 15 Tagen sind die gemästeten Larven erntereif. „Wir gewinnen aus ihnen wertvolle Proteine und Öle für Tierfutter und technische Anwendungen“, sagt Wessendorf. Die Produktion ist nachhaltig, die kleine Anlage mit weniger als 700 Quadratmetern Grundfläche schafft 3.000 Tonnen Larven pro Jahr, die komplett mit Reststoffen gemästet werden. Für das Verfahren müssen keine neuen Futterpflanzen angebaut werden. Im Gegenteil: „Gerade findet ein Umdenken statt, so dass wir vielleicht schon bald auch fisch- und fleischhaltige Lebensmittelreste verfüttern dürfen“, beobachtet Ingenieurin und Patentanwältin Bärbel Girardin, die bei Illucens unter anderem für Förderprojekte zuständig ist. Bisher werden Lebensmittelreste weggeworfen oder in Biogasanlagen zur Energieerzeugung verwendet. „Stattdessen könnten sie zuerst zur Larvenmast eingesetzt werden“, argumentiert Girardin. Damit ließe sich eine doppelte Ausbeute erzielen: Die Larven fressen die Lebensmittelreste und tragen damit zur Proteingewinnung bei. Und ihre Ausscheidungen gehen als biogener Reststoff in die Biogasanlagen. Größter Erfolg von Illucens bisher: der Gewinn des Deutschen Nachhaltigkeitspreises 2025.

Der NRW-Effekt/Der Standort

Illucens zählt inzwischen 15 Mitarbeitende und sitzt in Ahaus. Wessendorf schätzt den Standort NRW und insbesondere das Münsterland sehr. „Wir sind eine tolle, innovative Region mit vielen spannenden mittelständischen Betrieben, in denen viele gute Ideen entstehen“, erzählt der Unternehmer. Man sei mit vielen vernetzt, die Wege für gemeinsame Entwicklungen seien kurz. Bei einigen technologischen Fragen habe man bereits mit ansässigen Firmen zusammengearbeitet. Zudem profitiert Illucens von der Landwirtschaft in der Region. Zum Geschäftsmodell gehört nämlich eine enge Kooperation mit Landwirtinnen und Landwirten, die Biogasanlagen betreiben. Diese kaufen bei Illucens kompakte Anlagen zur Mästung von Larven der Schwarzen Soldatenfliege. Und: bekommen regelmäßig fünf Tage alte Larven geliefert. Diese fressen dann jeweils zehn Tage lang die Biomasse, die sonst ohne diesen Zusatznutzen direkt in der Biogasanlage verwertet worden wäre. Anschließend werden die gemästeten Larven getrocknet. Illucens kauft die getrockneten Larven, holt sie ab und produziert daraus den proteinhaltigen, nachhaltigen Futterzusatz, während die durch das Fressen und Ausscheiden entstandene Biomasse in den Biogasanlagen verwertet wird.

Diese Erfolgsgeschichte einer innovativen Transformation wurde im März 2025 veröffentlicht. Es finden im Anschluss keine Aktualisierungen bzw. Prüfungen der Angaben statt.

Transformation durch Innovation

Hintergrund der Publikationsreihe

Die Publikationsreihe „Transformation durch Innovation“ soll veranschaulichen, wie Unternehmen in NRW, dank der durch das Land NRW geschaffenen Rahmenbedingungen, erfolgreiche Innovationsgeschichten schreiben konnten.

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