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Erfolgsgeschichten aus NRW

Brain of Materials – Prozesse in Lieferketten digital vereinfachen

Die Brain of Materials AG wurde 2019 gegründet. Das Mönchengladbacher Start-up hat sich zum Ziel gesetzt, die enorm komplexen Datenströme in Lieferketten etwa in der Automobilindustrie zu vereinfachen. Es arbeitet an einer digitalen Infrastrukturplattform für Material- und Produktdaten. Namhafte Hersteller setzen bereits auf das digitale Konzept des jungen NRW-Unternehmens.

Die Herausforderung

Nehmen wir einen großen deutschen Pkw-Hersteller. Der baut die Autos, stellt aber die einzelnen Teile nicht selbst her. Bauteile, beispielsweise die Türseitenverkleidung, kauft er bei Systemzulieferern, die diese Teile nach exakten Vorgaben des Pkw-Herstellers fertigen. Dazu kaufen sie typischerweise ihrerseits einzelne vorgefertigte Teile zu, etwa eine Carbon-Zierleiste, eine Schaumeinlage zur Schalldämmung oder ein Formteil aus Kunststoff. Dafür gibt der Systemzulieferer seinen Zulieferern seinerseits genaue Spezifikationen vor. „Denkt man diese für alle Teile eines modernen Pkws weiter, wird schnell klar, wie komplex die Abläufe innerhalb einer Lieferkette sind und dass nicht nur jede Menge Teile einwandfrei von A nach B gelangen müssen, sondern auch Daten“, skizziert Hans Peter Schlegelmilch eine der Herausforderungen im Automobilsektor. Mit seinem Start-up Brain of Materials AG trat er 2019 an, um diese komplexen Prozesse deutlich zu vereinfachen und aus störanfälligen Lieferketten flexible Liefernetzwerke zu machen. Bis 2019 war Schlegelmilch einer von drei Geschäftsführern eines großen Entwicklungs- und Ingenieurdienstleisters. In einem wichtigen Projekt befasste er sich mit der Digitalisierung von Lieferketten, kam aber nicht so weit, wie er gern wollte. Deshalb löste er diesen Projektbereich heraus und gründete daraus ein eigenes Unternehmen mit Sitz in Mönchengladbach. „Irgendwann müssen Eltern ihr Kind aus dem Elternhaus ziehen lassen, damit es sich ganz frei bewegen kann“, sagt Schlegelmilch mit Blick auf seine digitalen Ambitionen.

Beauftragt durch:

  • Fotos: Brain Of Materials AG
  • Text: Lothar Schmitz, Wirtschaftsjournalist Bonn

Hans Peter S., CEO

“Wir helfen Rohstoff- und Halbzeugherstellern, ihren Produktkatalog zu digitalisieren.”

Die Innovation

Ziel der Brain of Materials AG ist es, eine digitale Infrastrukturplattform aufzubauen, um Lieferketten in der Automobilindustrie, aber auch im Segment der Möbelherstellung, enger zu verknüpfen. „Es geht darum“, sagt Schlegelmilch, „die Abläufe zwischen den einzelnen Gliedern einer Lieferkette deutlich zu vereinfachen.“ Das Start-up ist allerdings kein Logistiker, vielmehr interessiert es sich für Daten zu den Materialien, die in den einzelnen Produktionsschritten verarbeitet werden. Brain of Materials hat die enormen Mengen an Material- und Produktdaten im Blick, die zwischen den einzelnen Gliedern der Lieferkette fließen und genau die Anforderungen des jeweiligen Auftraggebers beschreiben. „Wir helfen beispielsweise Rohstoff- und Halbzeugherstellern, ihren Produktkatalog zu digitalisieren“, erklärt Schlegelmilch, „das wiederum vereinfacht den Einkauf für die Teilehersteller.“ Damit werde es für alle Beteiligten viel leichter, die jeweiligen Produkt- und Materialspezifikationen zu erfüllen. Excel-Tabellen, Up- und Downloads von Datenpaketen und das Hin- und Herschicken von Daten entfalle – und damit eine beträchtliche Quelle für Fehler und Verzögerungen.

Mehr zu Brain of Materials
2019
Gegründet
20
Mitarbeiter

Der NRW-Effekt

Drei Jahre nach der Gründung ist die Plattformentwicklung bereits weit fortgeschritten. Das Unternehmen erzielt bereits erste signifikante Umsätze und zählt schon fast 20 Beschäftigte. Das sind vor allem Profis für Software-Engineering und Datenspezialist:innen, aber auch Materialfachleute. „Der allenthalben beklagte Fachkräftemangel ist auch für uns eine Herausforderung“, gibt Schlegelmilch zu, „doch gehen wir das Thema hier am Standort NRW frühzeitig und kooperativ an.“ So wirbt das Unternehmen bereits in Schulen für Tech-Berufe, zudem absolvieren mehrere Beschäftigte ein duales Studium an einer NRW-Hochschule. Ein weiterer wichtiger Standortfaktor: das Know-how von Forschungseinrichtungen. Die Brain of Materials AG pflegt engen Austausch etwa mit der TH Köln, der FH Aachen und der RWTH Aachen. Seit 2022 läuft zudem ein aktuelles Kooperationsprojekt mit der Hochschule Niederrhein. Finanziert wird es im Rahmen eines NRW-Programms aus EFRE-Mitteln. Es geht in dem Projekt darum, wie nachwachsende Rohstoffe herkömmliche Materialien in Industrieprodukten ersetzen können und wie daraus ein Kreislauf entstehen kann, der den Ressourcenverbrauch und die Umweltbelastung reduziert. „Wir sind schon oft gefragt worden, weshalb wir als digitales Start-up nicht nach Berlin gehen würden“, erzählt Schlegelmilch. Dem Sog in Richtung Hauptstadt habe er sich aber bisher widersetzt, er schätze den Standort Mönchengladbach und NRW sehr. „Wir können hier im rheinischen Revier einen wichtigen Beitrag zum erfolgreichen Strukturwandel leisten“, betont der Vorstandschef der Brain of Materials AG, „deshalb finde ich, dass Unternehmen wie das unsrige hierbleiben und daran mitwirken müssen.“

Hans Peter S., CEO

“Wir können hier im rheinischen Revier einen wichtigen Beitrag zum erfolgreichen Strukturwandel leisten”

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